Burgpark Venhaus
Das 1177 gegründete Kloster St. Mauritz bei Münster
besaß vermutlich schon im 12. Jahrhundert einige Höfe im Raum Spelle. Einer dieser Höfe wird später das „Venehus“ genannt. Nach einer Fehde zwischen den Grafen von Tecklenburg und dem Bischof von Münster kam es im Jahre 1400 zu einer neuen Grenzziehung zwischen der tecklenburgischen Grafschaft Lingen und dem Stift Münster. Das Gebiet nördlich der Aa mit Spelle blieb bei Lingen, Venhaus kam an Münster.
1447 tauschte das Kloster St. Mauritz den Hof Venhaus, der durch seine neue Grenzlage in Fehdezeiten wohl sehr bedroht war, gegen das Gut Harmole im Kirchspiel Wettringen. Neue Besitzer von Venhaus wurden damals die Herren von Langen, die seit 1320 in Hanekenfähr bei Lingen begütert waren und dort die Burg Heneken errichtet hatten.
Um die Mitte des 15. Jahrhunderts baute die Familie von Langen den Hof Venhaus zu einer neuen Burg aus. In einem Bericht von 1483 heißt es zu Venhaus „Hyr is eyn Borch nu uppe tymmert“ – hier ist jetzt eine Burg aufgebaut. Die Befestigungsanlage bestand aus einer doppelten Gräftenanlage, sowie einem vierflügeligen Burggebäude im Zentrum des Grabensystems. Die Familie von Langen bezog in Venhaus ihren neuen Stammsitz und übertrug alle Rechte der Burg Haneken auf das neue Gut. Die Erbtochter der von Langen heiratete einen Adeligen aus der Familie von Falke, die unter anderem den Falkenhof in Rheine besaß. Diese Familie blieb nun über drei Generationen Besitzer der Burg Venhaus. Die Erbtochter Sophie aus Venhaus heiratete 1583 den niederländischen
Ritter Balthasar von Ripperda. Unter diesem Ehepaar erfuhren die Burggebäude 1619 eine Umgestaltung im Stil der Spätrenaissance. Es erfolgte der Anbau
eines Querflügels an das Herrenhaus.
Der Sohn dieser Eheleute, Karl Victor von Ripperda, trat im Dreißigjährigen Krieg als Anhänger des berüchtigten protestantischen Feldherrn Christian von Braunschweig hervor. Nachdem der „tolle Christian“ 1623 in der Schlacht im Lohner Bruch bei Stadtlohn von den Truppen des kaiserlichen Generals Tilly vernichtend geschlagen wurde, stürmten die Soldaten Tillys im August 1623 die Burg Venhaus und richteten dort großen Schaden an. Ein Inschriftstein in
der Kirche zu Venhaus berichtet in lateinischer Sprache von diesem Ereignis.
1632 ließen Karl Victor von Ripperda und seine Ehefrau Petronella Elisabeth von Schade zu Ihorst die Burg wieder aufbauen. Während der Belagerung Rheines durch schwedische Truppen im Jahre 1647 wurde das Schloß erneut zerstört (?). Karl Victor von Ripperda war bereits 1642 verstorben. Sein Grabstein, der ihn und seine Gattin in ritterlicher Kleidung zeigt, ist bis heute in der Kirche in Lünne erhalten. Sein Sohn Karl Wilhelm von Ripperda erbte das damals vermutlich bereits verschuldete Gut Venhaus. In der folgenden Generation unter Wilhelm Karl von Ripperda kam es 1668 zum Verkauf des Anwesens. Neue Besitzer
der Burg Venhaus wurden die Herren von Recke, die noch verschiedene andere Schlösser im Münsterland besaßen.
Als 1674 die katholischen Gottesdienste in der Grafschaft Lingen verboten wurden, errichteten die Herren von Recke
auf dem Gut Venhaus eine Notkirche für die glaubensverfolgten Speller Katholiken.
Durch Erbfolge kam die Burg Venhaus 1756 an die Familie von Landesberg-Veelen, ebenfalls ein reich begütertes Adelsgeschlecht aus dem Münsterland.
Wegen Baufälligkeit des alten Gebetsraumes wurde 1770 beschlossen, den Gebäudeflügel von 1619 zu einer Kapelle umzubauen. Die Gottesdienstbesucher sollten sich an den Baukosten beteiligen. Hierzu gehörten auch viele Familien aus Spelle, die aber – jenseits der Aa in der Grafschaft Lingen gelegen – inzwischen Untertanen des Preußischen Königs waren. Dieser wollte den Spellern nicht erlauben sich an den Baukosten für eine Kirche im Ausland zu beteiligen. Stattdessen gab der König schließlich die Genehmigung, in Spelle eine eigene Kapelle zu errichten. Die Familien von Recke und von Landsberg haben sich
offenbar niemals längere Zeit in Venhaus aufgehalten. So verfielen die Burggebäude allmählich. Der Ostflügel und der Südflügel der Hauptburg, sowie das Brauhaus mit der Rentmeisterwohnung und verschiedene landwirtschaftliche Gebäude auf der Vorburg wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts
abgebrochen, die Gräften teilweise verfüllt. 1870 wurde der nördliche Teil der Innengäfte verfüllt.
1876 erfolgte der Verkauf des Gutes an den Direktor Themann der damals weithin bekannten Landwirtschaftsschule in Lüdinghausen. Dieser ließ das Gut in Parzellen aufteilen und verkaufte die Ländereien an die etwa 20 Heuerleute von Venhaus. Im 19. Jahrhundert wurde das Torhaus abgebrochen.
Das übriggebliebene Burggelände mit den verbliebenen Schloßgebäuden wurde an eine neu gegründete Kapellengemeinde Venhaus übertragen. Die Gemeinde richtete im noch vorhandenen Westflügel eine Kirche ein und baute das Torhaus zu einer Wohnung für den Pfarrer um.
1946 wurde der Dachreiter durch den Turm ersetzt. In der Kirche sind noch mehrere Wappensteine aus dem alte Herrenhaus vorhanden.
1999 fielen durch den auslaufenden Pachtvertrag die Wiesen zwischen den Gräften an die Kath. Kirchengemeinde zurück. Es gründete sich der Förderverein Burgpark Venhaus e. V. mit dem Ziel, die Aussenanlagen der Burg Venhaus wieder herzustellen, die Burggeschichte zu erforschen und zu dokumentieren.
Die Planungen des Ing.-Büros Strothmann dafür, die Beantragung von Fördergeldern und die Werbung um Spenden erfolgten im Jahr 2000.
In den Jahren 2001 und 2002 wurden die Aussenanlagen, am historischen Vorbild orientiert, wieder hergestellt und den heutigen Erfordernissen angepasst. An den Gebäuden erfolgten Sanierungsmassnahmen. Die Finanzierung der umfangreichen Arbeiten wurde durch zahlreiche Förderer
und Eigenleistungen ermöglicht.
Die Bauarbeiten wurden von der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Emsland und der Oberen Denkmalschutzbehörde des Regierungsbezirkes Weser-Ems begleitet. Die Aussen- und Innengräfte wurden zum Teil neu angelegt. Neue Wege und Brücken erschließen das Gelände. Bäume wurden gepflanzt. Der Kirchplatz wurde neu gestaltet. Am Kindergartengelände entstand ein Umweltbildungsgarten. Die Kirche dient der Kath. Kirchengemeinde Sankt Vitus Venhaus, das frühere Herrenhaus wird als Pfarrhaus genutzt.